Verkehrstafeln werden zu Street Art

Im Jahre 2005 beschliesst der französische Künstler Clet Abraham (geb. 1966) in der toskanischen Metropole Wohnsitz zu nehmen, mietet dieses Atelier und beginnt mit seiner Mission, die Strassensignalisation in Florenz artistisch zu veredeln. Zu stark sei der Kontrast gewesen, so wird er zitiert, zwischen der verspielten Pracht der Renaissancestadt und der Nüchternheit der Verkehrstafeln in ihren Strassen. Er habe einfach handeln müssen. Aufgrund der im Atelier diskutierten und visualisierten Ideen werden Stickers produziert, mit denen Clet und sein Team dann bei Nacht die Verkehrstafeln künstlerisch verändern. Das Fahrrad unter das Verkehrsschild stellen, auf den Gepäckträger steigen und den Sticker wie vorgeplant auf die Tafel kleben … innert 10 Sekunden sei das Werk realisiert.

 

Die mittlerweile wohl weit über hundert Abrahamschen Street Art-Zeugnisse in der ganzen Stadt verleiten viele Passanten zu einem spontanen Lacher, regen manchmal aber auch zum Nachdenken an. Die florentinischen Behörden haben glücklicherweise deren künstlerischen und touristischen Wert erkannt und lassen Clet und sein Team gewähren. Enthusiastisch haben diese Letzteren ihre Mission denn auch bereits auf andere Städte ausgeweitet. Allerdings nicht immer zum Wohlwollen der dortigen Autoritäten. In Osaka sass eine Freundin von Clet wegen Verstosses gegen die Strassenverkehrsordnung vier Monate in Untersuchungshaft. Schön, dass zumindest in Florenz das Herz dem nüchternen Gesetz noch vorgeht.