Ende April 2023
Wintersport im späten April? Kein Problem im finnischen Lappland. Schnee hat es genügend. Auch die Temperaturen sind noch winterlich kalt – sie können insbesondere nachts noch weit unter Null liegen. Besonders reizvoll wird der Aufenthalt durch die schier unendlichen Tage. Schon in dieser Jahreszeit wird es höchstens noch für zwei bis drei Stunden richtig dunkel. Perfekt, um die faszinierende Winterlandschaft und die vielfältigen sportlichen Möglichkeiten, die Lappland zu bieten hat, ausgiebig zu geniessen.
So richtig beginnt unsere Reise nach Lappland in Helsinki. Der Winter hat sich hier zwar bereits verabschiedet, aber auch Frühlingswinde können noch richtig bissig sein. Etwa wenn sie durch die Strassenzüge der Innenstadt fegen oder einem auf der Überfahrt auf eine der vorgelagerten Schäreninseln ins Gesicht peitschen. Weil die Finlandia-Halle von Alvar Alto gegenwärtig total saniert wird, flüchten wir auf unserem Stadtbummel rasch einmal in die warme Oodi, die Zentralbibliothek von Helsinki – ebenfalls ein höchst interessantes und imposantes Stück finnischer Architektur. Sie liegt gleich gegenüber dem Parlamentsgebäude. Der Betrieb ruht an diesem Morgen. Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier befinden sich in der Kathedrale, wo der neuen parlamentarischen Legislatur der kirchliche Segen erteilt wird. Vielleicht erhofft man sich auch eine Eingebung von oben, wie nach der Pattsituation im Zuge der letzten Wahlen eine neue Regierung gebildet werden kann (… die hoffentlich auch nach dem Abgang von Sanna Marin eine gewisse Strahlkraft bewahrt und nicht im rechtspopulistischen Sumpf der sogenannten «Wahren Finnen» endet). Im Strassenbild nicht zu übersehen ist die weitere grosse politische Veränderung der letzten Wochen: Der Nato-Beitritt Finnlands.
Eine angenehme Zugsfahrt führt uns ins achthundert Kilometer nördlich gelegene Rovaniemi. Die Hauptstadt des finnischen Teils von Lappland hat ihre Hochsaison um die Weihnachtszeit, wenn tausende von Touristen eingeflogen werden, um im Santa Claus Village Weihnachtsmänner und ihren Rentieren zu begegnen. Gegenwärtig ist es in der Stadt ruhig. Vereinzelte Rentiere mag man zwar noch erspähen, Samichläuse werden aber keine mehr gesichtet. Hingegen hat Väterchen Frost die Stadt auch im April stark im Griff. Der Onajoki, der Fluss der durch die Stadt fliesst, ist noch durch und durch gefroren.
Das Skigebiet von Ylläs und Äkäslompolo liegt knapp zweihundert Kilometer nordwestlich von Rovaniemi. Der markante Yllästunturi, der wie von Kinderhand im Sandkasten geformt aus der Landschaft ragt, ist das Wahrzeichen der Region. An drei seiner vier Seiten laden gut präparierte Skipisten zum alpinen Skifahren ein. Rund um den Berg herum erstreckt sich ein landschaftlich höchst abwechslungsreiches und allen Ansprüchen gerecht werdendes Langlaufnetz. Mit dreihundertdreissig Kilometern ist es das grösste von ganz Finnland.
Noch weiter nördlich, in Rauhala, bieten Markku und seine Tochter Miia Hundeschlittentouren an. Gut instruiert und ausgerüstet geht es von der Basis der Pallas Husky (www.pallashusky.com) durch Birken- und Nadelwälder, über gefrorene Seen und verschneite Moorlandschaften, Hügel hoch und runter zu den Blockhütten am Madejärvi-See. Je vier Huskys ziehen einen Schlitten. Unsere Aufgabe ist, diesen in der von Markku oder Miia vorgefahrenen Spur zu halten. Ein nicht immer leichtes Unterfangen, wie sich schnell einmal herausstellt. Aber die Hunde sind uns wohlgesonnen und verzeihen unsere gelegentlichen Gleichgewichtsprobleme und «Verbremser». Zur Belohnung erhalten sie in den Pausen ein paar Stücke rohes Hühnerfleisch und abends eine fetttriefende Brühe mit Kraftfutter. In der mit Holz geheizten Sauna am Madejärvi lockern und erholen sich die steifen Muskeln und klammen Hände und Füsse der Schlittenpiloten.
Nicht weit von Rauhala entfernt in Jeris bringt man den Kreislauf auf Trab. In den vier unterschiedlichen Saunas der «Arctic Sauna» heizt man auf und springt danach in das nicht nur sprichwörtlich sondern tatsächlich und wahrhaft eiskalte Wasser des Jerisjärvi. Es braucht eine Weile bis sich das Kribbeln in den Armen und Beinen verzogen hat. Aber man spürt es: Dieses Training für die Gefässe verleiht Energie. Und die kann man brauchen, wenn es am nächsten Tag in Pallas auf zu einer Skitour geht. Hier läuft uns ein Schneehase über den Weg ... und schliesslich werden wir auch noch mit Rentiere, die nicht nur Skulpturen sind, und einem Auerhuhn belohnt. 😊
Wir haben diese Reise mit Kira – aus Anlass und zu Ehren ihrer Konfirmation – in vollsten Zügen genossen!