Briscola: Jassen auf italienisch

... Für den zentraleuropäischen Jasser ein anfangs etwas gewöhnungsbedürftiges Kartenspiel. Nicht nur ist es erlaubt, dem Partner mittels vereinbarter Zeichen anzugeben, über welche Karten man verfügt. Es ist durchaus auch statthaft, während des Spiels im Team über die nächsten Züge zu diskutieren. Der grösste Unterschied zum Jassen besteht aber darin, dass kein Farbzwang besteht, d.h. dass in keiner Situation eine Farbe bedient werden muss, selbst wenn man über die entsprechende Kartenfarbe verfügt. Für den Jasser oder die Jasserin bedeutet dies: «Reset»-Knopf drücken und den Spielteil des Hirns neu programmieren!

 

Immerhin kommen einem die Spielkarten bekannt vor. Jedenfalls, wenn man von westlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie herkommt und in der Toskana Briscola spielt. Im gelben Bereich von Italien (siehe Landkarte unten) wird mit dem bekannten französischen (hier als toskanisch bezeichneten) Blatt (Herz, Ecke, Schaufel, Kreuz) gespielt. Nicht so hingegen im übrigen Italien. In weiten Teilen Norditaliens (roter Bereich auf der Landkarte) kommen die norditalienischen Karten und im Zentrum und Süden des Landes (brauner Teil der Italienkarte) die süditalienischen Karten zum Einsatz. Statt Herz, Ecke, Schaufel und Kreuz heissen die Farben in den beiden Kartensets: Spade (Schwert), Coppe (Kelch), Denari (Münze) und Bastoni (Stab). Die nord- und süditalienischen Karten unterscheiden sich lediglich durch ihr Design. Schliesslich kommen in der Provinz Bozen im Südtirol (grüner Bereich der Landkarte) die sog. Salzburger Karten zum Einsatz. Die Farben «Eicheln» und «Schellen» erinnern an die deutschschweizer Jasskarten. Anstelle von «Rosen» und «Schilten» stehen in diesem Kartenset aber «Blatt» und «Herz».

 

Ein Briscola-Kartenblatt besteht aus 40 Karten. In jeder Farbe findet sich (hierarchisch von oben nach unten) ein/e: Ass, Drei, König, Dame, Bube, Sieben, Sechs, Fünf, Vier und eine Zwei. Briscola wird meist zu viert, in zwei Zweierteams gespielt. Ziel des Spiels ist es mehr Punkte zu erlangen als das gegnerische Paar. Unabhängig davon, ob eine Farbe Trumpf ist oder nicht haben die folgenden Karten folgenden Punktewert: Ass = 11, Drei = 10, König = 4, Dame = 3, Bube =2, alle anderen Karten = 0.

 

Nach dem Mischen der Karten werden diese reihum ausgegeben (normalerweise eine aufs Mal, es können aber auch mehrere sein) bis jeder Spieler über drei Spielkarten verfügt. Eine Karte des verbleibenden Stocks(die oberste oder die unterste) wird umgedreht. Diese zeigt an, welche Farbe Trumpf, d.h. Briscola, ist. Der oder die Spielerin rechts von der ausgebenden Person spielt nun die erste Karte. Die anderen folgen im Uhrzeigersinn. Wer die höchste Karte gespielt hat (die Trumpffarbe schlägt die anderen Farben, aber wie erwähnt kein Farbzwang!), erhält den Stich. Daraufhin nehmen alle eine neue Karte vom Stock und der Gewinner des letzten Stichs spielt erneut eine Karte aus. Dies wiederholt sich, bis der Stock aufgebraucht ist. Das Team gewinnt, das sich mehr als 60 Punkte erspielt hat.

 

Wehe, wer einen Spielfehler begeht! Dieser wird von den um den Spieltisch Stehenden in epischer Breite und Länge und durchaus lauthals kommentiert. Als fehlbarer Spieler möchte man sich in dieser Situation am liebsten unter den Spieltisch verkriechen. Aber nicht für lange und das Ganze ist wieder vergessen. An Briscola-Turnieren, die in gewissen Circoli fast wöchentlich stattfinden, sowieso. Prosciutto, Käse, bis hin zu Waschpulver winken als Preise. Da werden die Spielfehler der anderen schnell zur (evtl. sogar willkommenen) Nebensache 😊.

 

Wer gerne jasst, wird rasch Freude am noch um einiges emotionaleren Briscola finden - kommt und versucht es!